Leylinien


Jene, die das Okkulte erforschen, haben die Theorie, dass alle Welten der Materiellen Ebene und die Ebenen des Großen Jenseits lebendig sind. Natürlich ist strittig, in welchem Umfang das Multiversum Leben und Bewusstsein besitzt, doch als größten Beweis für diese These werden die Leylinien angeführt. Leylinien sind Leiterbahnen magischer Energie, welche wie die Venen und Arterien lebender Kreaturen funktionieren. Diese Bahnen verbinden wichtige und auch unbedeutende geographische und kosmologische Merkmale und verleihen denen Macht, die auf sie zurückgreifen.


Eigenschaften von Leylinien

Eine Leylinie führt rohe magische Energie zusammen mit mentalen Eindrücken und anderer Umgebungsenergie, die sie aus ihrem Umfeld absorbiert. Dies führt dazu, dass sie magische Effekte, unterbewusste Gedanken und andere übernatürliche Phänomene entlang ihres Verlaufes sät und zuweilen auch ungewöhnliche übernatürliche Effekte erzeugt.


Mentale Eindrücke, welche Leylinien entlanggetragen werden, können die kulturelle und psychologische Entwicklung der Leute beeinflussen, die entlang ihres Stromes leben. Solche übernatürlichen Verbindungen können dafür sorgen, dass zwei Zivilisationen, zwischen denen tausende von Kilometern oder sogar planare Grenzen liegen, sich ähnlich entwickeln. Städte, welche an den Enden derselben Leylinie errichtet werden, könnten identische oder auch spiegelverkehrte Straßenpläne und eine ähnliche Geschichte besitzen. Künstler, die nahe einer Leylinie leben, könnten unterbewusst ihre Ideen an andere Künstler auf anderen Ebenen weitergeben und für zeitgleiche Erfindungen sorgen. Wo eine Leylinie die Grenzen zwischen den Ebenen durchdringt, kann sie Einflüsse von einer Ebene in eine andere tragen und so für die Geburt von Tieflingen und Aasimaren in Blutlinien verantwortlich sein, die bislang gar keinen Kontakt mit Externaren hatten. Dieser Effekt ist auch teilweise für die Verbreitung von Hexenmeisterfähigkeiten, übersinnlichen Kräften und anderen ungewöhnlichen magischen Phänomene wie Spukerscheinungen und Lokale Schutzgeister verantwortlich.


Wie die Arterien des Blutkreislaufes gibt es Leylinien in vielen unterschiedlichen Größen. Je größer die Leylinie, umso mehr magische Energie kann sie führen. Die Größe einer Leylinie kann sich mit der Zeit verändern, sie kann sogar an unterschiedlichen Stellen ihres Verlaufes variieren. Die Größe einer Leylinie beeinflusst in der Regel die Stärke und Art der Kraft, die Zauberkundige aus ihr gewinnen können. Leylinien besitzen effektive Zauberstufen von 1 bis 20, um ihre allgemeine Stärke zu repräsentieren und die mit ihnen assoziierten Effekte zu bestimmen.


Leylinen finden

Der natürliche Zustand einer Leylinie ist ein nicht wahrnehmbarer Energiestrom. Um eine Leylinie zu finden, sind Fertigkeiten oder Zauber erforderlich, welche die magische Energie aufspüren können, die eine Leylinie ausstrahlt. Magie entdecken kann den zugänglichen Teil einer Leylinie innerhalb des Wirkungsbereiches des Zaubereffektes aufspüren und nutzt die effektive Zauberstufe der Leylinie zur Bestimmung der Stärke ihrer Aura, als wäre es ein magischer Gegenstand. Wahrer Blick enthüllt alle zugänglichen Leylinien innerhalb des Effektbereiches – sie sehen aus wie geisterhafte, stark zusammengepresste Energieströme, wobei die Farbe einen Hinweis auf ihre Stärke verleiht. Leylinien mit Zauberstufe 1 sind von einem dunklen Violett, Leylinien mit Zauberstufe 20 dagegen von einem tiefen Rot. Leylinien mit Zauberstufen zwischen 1 und 20 sind entsprechend gefärbt, beginnend mit Violett und fortführend mit Blut, Grün, Gelb, Orange und schließlich Rot. Erkenntnismagie wie Kontakt zu anderen Ebenen, Weissagung und Göttliches Gespräch kann dabei helfen, eine Leylinie aufzuspüren. Sagenkunde kann zudem Informationen über eine bekannte Leylinie enthüllen. Okkulte Fertigkeitsspezialisierungen wie Wünschelrutengehen können ebenfalls helfen, Leylinien über weite Entfernungen hinweg zu finden und können daher sehr nützlich sein, um zugängliche Bereiche einer Leylinie aufzuspüren.


Da Leylinien imstande sind, Umgebungsenergien aufzunehmen, können manche lokale Effekte sie teilweise sichtbar machen. In Gebieten wilder Magie könnte sich eine hindurchführende Leylinie z.B. als glänzender Strom aus Licht in allen Farben des Regenbogens präsentieren, der ständig das gesamte Farbspektrum durchläuft, während an Orten mit einer starken Präsenz negativer Energie eine Leylinie als ein Tentakel aus Schwärze erscheinen könnte, welcher ephemerischen schwarzen, mit rotem Licht gefärbten Rauch ausschwitzt.


Leylinien bewegen sich generell nicht von Ort zu Ort. Der genaue Verlauf einer Leylinie mag sich im Laufe der Jahrtausende oder Ewigkeiten verschieben, wird aber nur von den allerlanglebigsten Wesen überhaupt bemerkt. Daher kann die Entdeckung einer Leylinie eine Region für die nächsten Jahrtausende beeinflussen und jene anlocken, welche die Macht der Leylinie ausnutzen wollen. Zivilisationen, welche Leylinien entdecken, markieren die Stellen, an denen ihre Macht am leichtesten zugänglich ist, manchmal mit Monumenten wie Steinkreisen oder Obelisken. Diese Plätze werden meistens für Rituale und andere Dinge genutzt, bei denen auf die latente Macht einer Leylinie zurückgegriffen wird, um Zauberei zu verstärken. Ein mächtiger Magier könnte seinen Turm auf einer besonders starken Leylinie errichten, eine druidische Sekte könnte einen Steinkreis dort aufstellen, wo sie den Boden berührt oder ein uralter Drache könnte sein Nest auf einer Bergspitze so nahe wie möglich zu einer durch den Himme verlaufenden Leylinie anlegen. Karten, welche Verlauf und Kreuzungen von Leylinien genau aufzeigen, sind über Jahrhunderte hinweg verlässlich und können Knoten der Macht enthüllen, die Welten und Ebenen verbinden.


Leylinien nutzen

Eine Leylinie kann hunderte oder tausende von Kilometern lang sein, gar noch länger. Die meisten Abschnitte sind aber selbst bei Einsatz mächtiger Magie nur schwach erkennbar und unzugänglich für den Versuch, auf ihre Macht zurückzugreifen. An seltenen Stellen, wo die Macht der Leylinien sich konzentriert oder sie sich kreuzen, können Zauberkundige aber auf ihre Kraft zugreifen, um die eigene Macht zu erhöhen. Diese Orte können jede Größe besitzen, sei es eine winzige Höhle unter einem gewaltigen Berg oder eine ganze Bergkette.


Die meisten von den zugänglichen Bereichen einer Leylinie generierten Effekte sind passiv und leicht zu übersehen. Planare Energie, mentale Eindrücke und andere angesammelte Kräfte werden gewissermaßen ins Umland ausgeschwitzt und beeinflussen die Entwicklung der lokalen Lebensformen. Eine Kreatur, welche Zauber wirken oder zauberähnliche Fähigkeiten anwenden kann, kann versuchen, auf einen zugänglichen Teil einer Leylinie innerhalb von 30 m Entfernung zuzugreifen. Dies erfordert 1 Stunde pro 2 Zauberstufen der Leylinie und einen Fertigkeitswurf für Zauberkunde gegen SG 20 + ZS der Leylinie. Bei Erfolg stimmt sich die Kreatur auf die Leylinie ein und erhält einen Bonus von +1 auf ihre effektive Zauberstufe bei allen Zauber und zauberähnlichen Fähigkeiten. Dieser Bonus steigt um 1 pro 5 Zauberstufen der Leylinie (Maximum +5). Abhängig von der Art des Verlaufes der Leylinie könnte dieser Bonus nur auf bestimmte Zauber und zauberähnliche Fähigkeiten zutreffen. Eine Leylinie, welche die Spitze eines großen Vulkanes berührt, könnte ihren Bonus dort vielleicht nur auf Zauber und zauberähnliche Fähigkeiten der Kategorie Feuer zur Wirkung bringen. Vetteln und andere Kreaturen mit der Fähigkeit Hexenzirkel können vom Bonus der Einstimmung auf eine Leylinie profitieren, solange wenigstens ein Mitglied des Zirkels auf die Leylinie eingestimmt ist und die anderen Mitglieder nicht weiter als 3 m von diesem Mitglied entfernt sind. Manche Leylinien verleihen auf sie eingestimmten Kreaturen zudem besondere Fähigkeiten wie Bonuszauber, zauberähnliche Fähigkeiten oder andere übernatürliche Effekte. Sobald eine Kreatur einmal auf eine Leylinie eingestimmt ist, ist diese Verbindung dauerhaft, bis sie gebannt wird. Magie bannen und ähnliche Effekte können die Einstimmung einer Kreatur auf eine Leylinie unterbrechen, hierzu muss dem Zauberwirker ein Wurf auf die Zauberstufe gegen 11 + Zauberstufe der Leylinie gelingen. Eine eingestimmte Kreatur erlangt keine Vorteile durch die Leylinie, wenn und solange sie von ihr weiter als 30 m entfernt ist.


Leylinien können im Laufe der Zeit durch extreme magische Kräfte oder andere monumentale Ereignisse beschädigt werden. Schaden dieser Art kann eine Art übernatürliche Wunde erzeugen, aus welcher die Energie der Leylinie in die Umgebung ausblutet. Es ist schwer, Leylinien zu schädigen oder gar zu zerstören angesichts ihrer gewaltigen Größe und Macht. Selbst die schwächsten Leylinien sind immun gegen die meisten körperlichen und magischen Angriffe, allerdings können große Kraftanstrengungen sie beeinflussen. Magische Auftrennung kann potentiell eine Leylinie zerstören, erfordert aber einen Wurf auf die Zauberstufe gegen SG 20 + ZS der Leylinie; gelingt dieser, erleidet der Zauberwirker augenblicklich 2W6 Schadenspunkte pro Zauberstufe der Leylinie (kein Rettungswurf). Zudem erleiden alle auf die Leylinie eingestimmten Kreaturen, welche auch imstande sind, gerade aus dieser Einstimmung Nutzen zu ziehen (weil sie beispielsweise nicht weiter als 30 m von der Leylinie entfernt sind), 1W6 Punkte nichttödlichen Schadens pro Zauberstufe der Leylinie bei deren Zerstörung. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 1% pro Zauberstufe der Leylinie erzeugt ihre Zerstörung ein permanentes Antimagisches Feld mit einem Radius von 30 m pro Zauberstufe der zerstörten Leylinie. Dem Zauberkundigen, der Magische Auftrennung gewirkt hat und ein Antimagisches Feld auf diese Weise erzeugt, muss einen Willenswurf gegen SG 25 ablegen. Misslingt dieser Wurf, verliert er seine Gabe zum Wirken von Zaubern. Diese Gabe kann mittels sterblicher Magie nicht wiedererlangt werden (Wunder oder Wunsch eingeschlossen).